Ich kann auf vieles verzichten. Auf rote Beete, auf Mücken, auf betrunkene Engländer und auf Haar-Spliss. Auch in Bezug auf Kosmetik bin ich im Alltag oftmals bescheidener, als ich es vielleicht sein sollte. Ich greife kaum zu flüssigem Make-Up, spare an Lipgloss und nutze selten Kajal. Worauf ich allerdings nie verzichte, nicht einmal dann, wenn ich im Supermarkt an der Ecke meine oftmals appetit-lastigen Einkäufe tätige, ist Mascara. Dabei sind es zwei grundlegende Motivationen, die mich dazu veranlassen, täglich Wimperntusche zu nutzen. Zum einen ist es meine eigene Eitelkeit. Ich fühle mich unwohl, wenn ich in der Öffentlichkeit keine getuschten Wimpern habe. Zum anderen ist es die pure Nächstenliebe, die aus mir spricht: Denn wahrlich, ich sehe aus wie ein wandelnder Geist, wenn ich keine Mascara trage. Meine Augen wirken klein, müde und irgendwie leer. Kurzum: Für die Erfindung der Wimperntusche bin ich sehr dankbar.
100 Jahre Wimperntusche
Umso freudiger feiere ich das diesjährige Jubiläum der Mascara: 100 Jahre alt wird das Kosmetik-Produkt. Zugegeben: Bereits der Parfümeur Eugène Rimmel hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Idee, die Wimpern der Damen mit Hilfe eines schwarzen Kohleblocks und einer feuchten Bürste zu betonen und auch die Ägypter färbten bereits die feinen Härchen um die Augen. Dabei war es Letzteren vor allem ein Anliegen, durch die „Maskierung“ böse Geister abzuwehren. (Hier entdecke ich eine Parallele zwischen mir und den alten Ägyptern. Denn auch ich tusche meine Wimpern, um meinen ganz persönliche bösen Geist zu verscheuchen.) Die pastenförmige Mascara, wie wir sie heute kennen, erfand allerdings der Chemiker T. L. William 1913 für seine Schwester Maybel. Auf der erfolgreichen Idee basiert im Übrigen die Firma „Maybelline“ – eine Zusammensetzung aus dem Namen seiner Schwester und dem wichtigsten Bestandteil der damaligen Wimperntusche, der Vaseline. Die mittlerweile für die meisten Frauen unverzichtbare wasserfeste Mascara haben wir wiederum einer Künstlerin zu verdanken. Die österreichische Sängerin Helene Winterstein-Kambersky ärgerte sich über die Hitze der Bühnenscheinwerfer, die ihre Wimperntusche zerlaufen ließ. Daher entwickelte sie eine neue Zusammensetzung, um die Mascara widerstandsfähiger zu machen.
Die „Lash Queen Celebration“ von Helena Rubinstein
Es ist dem Kosmetikunternehmen „Helena Rubinstein“ zu verdanken, dass die Mascara bis heute aus einer Tube direkt auf die Bürste aufgetragen werden kann. Diese Erfindung geht auf das Jahr 1957 zurück. Und auch 2013 präsentiert die Marke eine neue Innovation: Wasserfeste Wimperntusche mit Goldpartikeln. Durch besagte Partikel soll Licht reflektiert werden, sodass der Augenaufschlag noch glamouröser wird. Für mich, als überzeugte Mascara-Trägerin, klingt das, wie der optimale Kosmetik-Artikel für das Abend Make Up. Die Tube von „Lash Queen Celebration“ ist – wer hätte es gedacht – in Gold gehalten. Feine Goldpartikel finden sich auch auf der leicht rauen Oberfläche. Die Bürste sieht vielversprechend aus: Lang geformt, die Borsten liegen dicht aneinander. Ich tusche also erwartungsvoll meine Wimpern – und werde direkt enttäuscht. Goldpartikel? Nichts dergleichen ist zu sehen. Ich klimper meinem eigenen Spiegelbild zu, von Gold keine Spur. Stattdessen blinzeln mir bemerkenswert dichte, tief-schwarze und perfekt definierte Wimpern entgegen. Dennoch: Ich bin im Goldrausch – und der wird zunächst nicht gesättigt.
Reflektion, Reflektion
Wenn auch das Licht von meinen Wimpern im ersten Moment nicht reflektiert wird, beginne ich kurz darauf zu reflektieren. Gold-Wimpern – wer will das heutzutage schon? Es sei denn, man ist in den 1990er Jahren hängen geblieben oder heißt Madonna. Der Test auf meinem Handrücken zeigt: Tatsächlich verbirgt sich in der schwarzen Paste des „Lash Queen Celebration“ goldige Partikel. Ganz fein, ganz klein und nur unter einem bestimmten Lichteinfall zu erkennen. Ob dadurch mein Augenaufschlag glamouröser und eindrucksvoller als sonst wirkt, bleibt also offen. In jedem Fall tut die Mascara ihren Dienst: Meine Wimpern wirken voll und verkleben nicht zu fiesen Fliegenbeinen. Und wasserfest ist die Mascara von Helena Rubinstein wie versprochen. In mein Abend Make-up habe ich die „Lash Queen Celebration“ integriert – trotz, oder gerade wegen der Goldpartikel.