Ich hatte keinen guten Start in die neue Woche. Schlimm genug, dass der Freitag an einem Montag so weit entfernt liegt, dass man fast glaubt, er käme nie. Zudem hatte ich einen schmerzhaften Zahnarzttermin, der mir sogar meinen Feierabend versaute und mich um mein wohlverdientes Glas Weinschorle brachte. Als ich so auf der Pritsche meiner polnischen, unfassbar attraktiven Zahnärztin lag und sie mit Inbrunst in meinem Mund werkelte, hatte ich – zwischen diversen Schmerzintervallen – ausgiebig Zeit, den Teint der vermutlich End-Dreißigerin zu begutachten. Seitdem frage ich mich: Was ist das Geheimnis der osteuropäischen Damen? Der Teint meiner Ärztin, wohl gemerkt, deutlich älter als ich, ist rein, glatt, porenfrei und zart. Und eine bildhübsche, polnisch-stämmige Freundin von mir hat eine vergleichbare Gesichtshaut. Ob es Borschtsch und Wodka ist? Das wäre wünschenswert und würde mir und meinem Lebensstil gut gefallen, ist allerdings ein Klischee-behafteter Gedanke. Aber es muss doch einen Grund geben, warum die Haut von Karolina Kurkova & Co. schimmert, wie die, eines Einhorns, während meine von Tag zu Tag schlaffer und fahler wird?
Got Milk?
Dank meines geschändeten Mundes, konnte ich nur noch sabbernde Laute von mir geben und so blieben die drängenden Fragen nach den Pflegepraktiken meiner Ärztin zwischen meinen geschwollenen Backen stecken. Doch der prüfende Blick in den Spiegel, um einen Vergleich zwischen dem polnischen Traumteint und meiner vom Wochenende nach wie vor mitgenommenen Haut anzustellen, war schmerzvoller, als die Zahnbehandlung selbst. Ich stellte Nachforschungen im Internet an: In mehreren Beiträgen stieß ich darauf, dass die Damen in Osteuropa auf Milch schwören. Bereits Kleopatra badete in Milch, um ihre Haut zu pflegen. Heute ist Milchsäure in vielen Pflegeprodukten enthalten. Wer also keine Lactose-Intoleranz besitzt, kann sich seine täglichen Reinigungsmittel mit Milch entfernen, beispielsweise auf einem Wattepad. Besitzt man trockene Haut, sollte man zu Vollmilch greifen, bei öligem Teint eher die fettreduzierte Variante nutzen. Eine Milchmaske soll zudem wahre Wunder bewirken: Milch einköcheln, bis sich auf der Oberfläche eine Haut bildet. Nach dem Abkühlen einen Teelöffel Joghurt, bestenfalls verdorbenen (!), beifügen und die Masse zusammen mischen. Zwanzig Minuten einwirken lassen. Und tatsächlich, mit dieser Maske macht man keine Milchmädchenrechnung: Meine gestresster Montags-Teint wirkte nach der fragwürdigen Prozedur sofort geschmeidiger. Ob ich ab nun einen Strahleteint wie meine hübsche Zahnärztin besitze, ist wohl fraglich. Doch meine Samthaut versüßte mir zumindest den schlechten Start in die Woche. Übrigens: Ein Glas Milch, insbesondere Buttermilch, am Tag, soll auch von Innen die ein oder andere Unreinheit verscheuchen.