Vom Suchen und Finden des perfekten Parfums: Jo Malone Parfum

Im Auftritt zurückgenommen, mit einem fulminanten Inneren: Die Düfte von Jo Malone.

Im Auftritt zurückgenommen, mit einem fulminanten Inneren: Die Düfte von Jo Malone.

Ich bin der Überzeugung, wenn eine Frau einen Duft gefunden hat, der ihr steht und sich unverwechselbar mit dem natürlichen Geruch zu einer individuellen Parfum-Liason vermengt, sollte die Dame in jedem Fall an dem Duft fest halten. Denn oftmals verwendet man Parfums, die so gar nicht zu der Person passen, die nur überdecken, aber keine eigene Note entwickeln. Dabei ist das doch gerade das, das Schöne an dem perfekten Parfum – wenn nahestehende Menschen einem sagen: „So duftest Du, nur Du – das bist Du!“ Ich gehöre zu den glücklichen Frauen, die ein derartiges Parfum gefunden hat und lasse es mir jeden Geburtstag und jedes Weihnachten schenken – es ist nämlich recht teuer. Allerdings: Während ich lange im Glauben war, ich trüge den Duft so ziemlich als einzige, rieche ich ihn mittlerweile an jeder Ecke. Offenbar ist mein Parfum im Trend und das gefällt mir ganz und gar nicht. Daher nenne ich es an dieser Stelle nicht namentlich. Ich muss die Duft-Inflation ja nicht noch herausfordern.

Die Parfum-Krise

Jo Malone "Peone & blush suede".

Jo Malone „Peone & blush suede“.

Seit ich festgestellt habe, dass viel zu viele Damen nach „mir“ riechen, spiele ich mit dem Gedanken, mir eine neue Duft-Identität zuzulegen. Lange hätte ich das für undenkbar gehalten, doch da ich überzeugter Parfum-Individualist bin, fühle ich mich mittlerweile dazu gezwungen. Den letzten Anstoß gab mir kürzlich eine Freundin, die so begeistert von meinem derzeitigen Duft war, dass sie verlauten ließ, sie wolle sich mein Parfum ebenfalls holen (!!!). Ein zweites Parfum-Ich in meinem Freundeskreis kommt für mich einer mittelschweren Katastrophe gleich. Um einer persönlichen Duft-Depression zu entkommen, machte ich mich auf die Suche. Ich sprayte mich durch diverse Parfümerie-Ketten, tigerte an Flughäfen durch Duty-Free-Shops und schnüffelte verzweifelt an den abziehbaren Duftproben in der Vogue und der InStyle. Nichts. Ich stellte fest: Wer suchet, der findet in Sachen „Das perfekte Parfum“ selten.

Es ist wohl eher wie bei Harry Potter. So wie der Zauberstab den Zauberer findet, findet das Parfum den Träger. Und es ist nur einem Zufall zu verdanken, dass mir „Peony & Blush Suede“ in die Hände fiel. Bei der Recherche nach den diesjährigen Duftneuheiten für den Herbst, stieß ich auf das Jo-Malone-Parfum. Es war, wie man so schön sagt, ein „Magic Moment“, als ich den Duft auftrug. Engelschöre sangen „Halleluja“, gleißendes Licht umgab mich, ich begann zu schweben und unwillkürlich begannen die Menschen um mich herum zu applaudieren und zu jubeln. Zugegeben: Das ist etwas übertrieben. Doch mir wurde etwas schwindelig, und das lag nicht an dem Parfum, als an meinem Glücksgefühl. Der neue Jo-Malone-Duft hatte mich gefunden.

Eine neue Duft-Identität?

Es gibt drei Arten von Blumen, an denen ich mich weder satt sehen, noch satt riechen kann: Die Hyazinthe, der Flieder und die Pfingstrose. Letzteres ist das üppige Herz des jüngsten Jo-Malone-Duft „Peony & Blush Suede“, was übersetzt bedeutet: „Pfingstrose und rosa Wildleder“. Der Name ist Programm: Der blumige Duft entwickelt nach längerem Tragen eine ganz leichte, aber dennoch wahrnehmbare Würze. Zudem beinhaltet das Eau de Cologne noch Nuancen von roter Apfel, Jasmin, Rose und Gartennelke. Diese dienen aber größtenteils der Abrundung und entwickeln keine eigenständige Note heraus.

Das Flakon des Duftes ist gewohnt zurückgenommen. Nur wenig lässt auf die Fülle des Parfums schließen. Das ist typisch für die Düfte von Jo Malone, eine Kosmetikmarke, die man kennt – und irgendwie auch nicht. Jeder hat schon einmal die schwarze Schrift auf den Duftkerzen oder den Badeölen gesehen, die eierschalen-farbene Verpackung mit der schwarzen Schleife, diese klassische Aufmachung. Doch vor allem ist die britische Marke für die Duftwässerchen bekannt, deren Namen so uninspirativ sind, deren Inhalt aber umso imposanter.

Jo Malone: Pfingstrose is in the air…

Nach Stunden des Tragens dufte ich immer noch nach Pfingstrose, die sich zu einer blumigen, aber wenig süßlichen Note entwickelt hat. Nach meiner Parfum-Krise, in der ich vergeblich nach einer neuen Duft-Identität suchte, hatte ich mit dem Malone-Parfum endlich ein neues, altes Ich. Das erste Mal trug ich „Peony & Blush Suede“ zu einer Shop-Eröffnung. Ich unterhielt mich mit dem Geschäftsführer, ein junger Kerl und ein unverschämt gut aussehendes Bild von einem Mann. Da ich privat unterwegs war, war ein Visitenkarten-Austausch nicht nötig. Wir führten einen lockeren Smalltalk über wenig Wichtiges, aber ich fühlte mich wohl, hatte meine Wimpern sorgfältig getuscht, trug Lippenstift, hohe Schuhe und – wie gesagt – das Pfingstrosen-Wässerchen an Hals und Handgelenk.

Eine Romanze dank Pfingstrose und Jo Malone? Who knows...

Eine Romanze dank Pfingstrose und Jo Malone? Who knows…

Ich weiß zwar nicht, ob es am Parfum lag. Dennoch: eigentlich hatte ich mich schon mit Bussi-Bussi von dem hübschen Bengel verabschiedet, mich umgedreht um einer Bekannten auf Wiedersehen sagen, da kam das Bild von einem Mann noch einmal auf mich zu und überreichte mir seine Visitenkarte. Seine Handynummer handschriftlich auf der Rückseite. Ich lasse das jetzt einfach mal unkommentiert. Fakt ist allerdings – sofern es zu einem Wiedersehen kommen sollte, trage ich in jedem Fall „Peony & Blush Suede“. Sicher ist sicher…