Ich habe eine zwiegespaltene Beziehung zu meinen Lippen. Eigentlich mag ich sie. Ich finde ihre Form schön. Doch sobald ich lache, rollen sie sich ein und werden zu schmalen, breiten Strichen. Zudem hat meine Unterlippe an den äußeren Rändern kaum noch Kontur. Die Lösung für dieses Problem wäre Lipliner, ich bin allerdings im Umgang mit diesem Kosmetikutensil nicht besonders versiert. Meistens in einer Farbe gekauft, die eine Nuance zu dunkel ist, male ich meine Lippen meistens an Stellen nach, wo sie schon gar nicht mehr existieren. Dann sehe ich mit meiner dunklen Lippenkontur aus, wie eine Mischung aus Chiara Ohoven und einem Rockergirl aus den 1990er Jahren. Der Giorgio Armani Rouge Ecstasy soll eine Mischung aus Farbe, pflegenden Balm und zuverlässigen Konturenstift sein. Klingt perfekt für mich. Allerdings: Denkt man an die Marke Giorgio Armani, denkt man in erster Linie an Mode, Taschen, Parfum, David Beckham in Unterwäsche und gut gebräunten Teint – nicht aber an dekorative Kosmetik. Umso neugieriger bin ich auf den Lippenstift und darauf, ob das Versprechen gehalten wird und ich eine akzeptable Lösung für meine Konturenkrise habe. Beim Rouge Ecstasy hat man die Qual der Wahl. 28 Nuancen umfasst die Farbpalette, darunter befinden sich viele, schöne pastellige Töne – meine Favoriten, wenn es um Lippenstift geht. Ich wählte die Nummer 508, ein rosiger Farbton. Die Hülse des Rouge Ecstasy entspricht nicht ganz meinem Geschmack. Signal-Rot, eine extravagante Form und das goldene Armani-Zeichen in der Mitte. Zumindest muss man sich keine Sorgen machen, dass man den Lippenstift in der Tasche nicht mehr wieder findet. Was mir aber Freude bereitet: der magnetische Verschluss. Eine ganze Weile verbrachte ich nur damit, den Deckel auf- und zuschnappen zu lassen. Ein kindliches Vergnügen.
Wege aus der (Konturen-)Krise
Auch auf der Lippenstift-Spitze befindet sich das Logo. Man brandet im Hause Armani offenbar gerne. Ähnlich zu Chanel, verzichtet auch das italienische Traditionshaus auf parfümierten Lippenstift. Gut so. Was mir beim Auftragen als erstes auffällt: Der Rouge Ecstasy schmiert nicht. Im Gegenteil, es ist ein fester Lippenstift, der – obwohl er mikronisierte Wache und leichte Öle enthält – nicht an einen schmalzigen Lippen-Balsam erinnert. Die feste Masse lässt sich passgenau verteilen. Ein Vorteil, wenn man auf Lipliner verzichtet. Mit der schmalen Spitze ziehe ich dann meine Konturen nach – und zum ersten Mal komme ich mir bei dieser Tätigkeit nicht dilettantisch vor. Mit etwas Concealer lasse ich dann noch kleine rötliche Flecken rund um die Lippen verschwinden und siehe da: Ich habe definierte Lippen, nahezu einen vollen Mund. Meine Unterlippe scheint nicht mehr irgendwo in meinem Kinn zu verschwinden. Dann folgte der Lachtest – sind meine Lippen noch vorhanden, wenn ich breit grinse? Zum Teil. Zumindest ist optisch etwas mehr vorhanden. Aber gegen mein anatomisches Manko kann auch Giorgio Armani nichts ausrichten.
Ein fast perfektes Ergebnis
Die Farbe ist sehr schön. Im Gegensatz zu der Verpackung äußerst zurückgenommen, dennoch wirkungsvoll. Ein leichter Schimmer liegt auf den Lippen, wenn das Licht drauf fällt. Mit dem Rouge Ecstasy komme ich mir nicht angemalt vor. Ich fühle mich wohl. Ein kleiner Kritikpunkt: Mittlerweile versprechen alle Kosmetikunternehmen mit ihren Lippenstiften langanhaltende Farbe. Gleiches gilt für den Rouge Ecstasy. Fakt ist: Er färbt auf Weinglas und Kaffeetasse ab. Dennoch befindet sich hartnäckig etwas Farbe auf den Lippen, auch nach einiger Zeit. Giorgio Armani gilt als Perfektionist, als Asket. Mit dem Rouge Ecstasy hat er zwar keinen perfekten Lippenstift erfunden, aber einen sehr sehr guten.