Eine Beichte. Ich bin ein großer Fan von Chanel. Die Mode, die Marke, die Person Coco Chanel, die Kosmetik, das leicht angestaubte, aber stets über-elegante Image und vor allem, das nahezu magische Emblem: Von allem geht eine gewisse Faszination auf mich aus. Chanel-Lippenstifte wecken bei mir Kindheitserinnerungen, der Duft Chanel Nº 5 versprüht für mich ein Hauch Geschichte, die Flap Bag 2.55 wertet meines Erachtens jedes noch so misslungene Outfit auf. Umso freudiger waren meine Erwartungen gegenüber den jüngsten Nagellack-Kreationen.
Meine Nagellack-Phasen
Um das vorwegzunehmen: Ich bin eine Phasen-Nagellack-Trägerin. Trage ich Farbe auf meine Nägel auf, sind sie wochenlang lackiert. Zwar sitze ich dafür nahezu täglich an meiner Maniküre, so schnell löst sich der Lack, dennoch bleibe ich eine ganze Weile unermüdlich. Dafür werde ich mit relativ langen, schönen Nägeln belohnt. Ist allerdings der erste, zweite, dritte Nagel eingerissen, bekomme ich einen Rappel, schneide alle Nägel ab um die Phase der extrem kurzen, naturbelassenen, Oberärztin-Nägel einzuläuten. Dazu sollte nicht unerwähnt bleiben: Dank meines Sparfuchs-Gens neige ich dazu, eher die günstige Variante des Nagellacks zu wählen, die Sorte, die sich besonders schnell abstößt. Umso mehr Hoffnung setzte ich in den Chanel-Lack.
Die Chanel-Nagellacke: „Alchimie“ und „Mysterious“
Die Farben der jüngsten Herbstkollektion laufen wohl unter dem Titel „Geschmacksfrage“. Der „Le Vernis 591 Alichmie“ macht seinem Namen alle Ehre und leuchtet grünlich schimmernd. Wie Gift. Nicht meine bevorzugte Farbe, bin ich doch eher ein Freund von gedeckten Tönen. Die Nuance eignet sich für die extravagante Lack-Liebhaberin oder für solche Damen, die ihr Outfit des „kleinen Schwarzen“ von Chanel mit einem Farbtupfer aufwerten wollen. Der „Le Vernis 601 Myterious“ hingegen war, wie man so schön sagt, „genau mein Ding“. Erdig, dunkel, schlamm-braun – perfekt für meinen teils uninspirativen Kleidungsstil. Das erste Auftragen des Lacks wurde meinen Erwartungen gerecht. Ein Pinselstrich genügte, und meine Nägel waren mit Farbe perfekt, undurchlässíg bedeckt. „Hervorragend“, dachte ich mir und brach in eine vielversprechende Nacht auf, um den Chanel-Nagellack einem Härtetest zu unterziehen.
Der Chanel-Härtetest
Wahrlich: Ich habe es dem Lack nicht leicht gemacht. Wenn auch kein Boxkampf dazwischen kam, der meine Nägel hätte strapazieren können, war die Nacht geprägt von diversen Tanzeinlagen, dem ein oder anderen Zuprosten, unzähligen High-Fives und einem nervenzerreissenden (näeglkauenden?) „Um-das-Taxi-Bangen“. Dennoch wurden meine möglicherweise zu hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Maulend am nächsten Tag bei einem Glas Wasser musste ich feststellen: Der Lack war abgestoßen und blätterte fies an einigen Stellen. Wie konnte das passieren? Ist doch die Marke Chanel – ob Parfum, Kleidung oder Kosmetik – geprägt von einer hohen Qualität. Auch der zweite Anlauf (und dieses Mal hatte ich keine nächtliche Tour durch Friedrichshain hinter mir) bestätigte: Die Chanel-Farbe deckt zwar hervorragend, blättert und springt allerdings genauso schnell, wie es andere, günstigere Lacke eben auch tun. Ich bleibe dennoch überzeugte Chanel-Liebhaberin, muss allerdings feststellen: So faszinierend die Marke eben ist. Das Rad, Pardon, den Nagellack hat sie nicht neu erfunden.