Lifestyle-Getränk Absinth

Manche Getränke haben es irgendwie raus und mausern sich zum Trend. Sie sind mehr als Alkohol, sie sind ein Lifestyle-Element – das sich übrigens auch in Kosmetik wiederfindet. Champagner gilt als das exklusivste Getränk für Gründe zum Feiern, Gin Tonic darf auf keiner Bar-Karte fehlen und Absinth ist die sagenumwobene grüne Flüssigkeit, die Künstlern zu ihrem Ruhm verholfen hat. Die grüne Fee, wie Absinth auch genannt wird, wird in zahlreichen Filmen und Biografien erwähnt. Dabei war das Getränk lange Zeit verboten und als Droge verpönt. Ich bin dem Getränk auf die Spur gegangen und habe erforscht, woher der Kult kommt.

Zutaten

Ursprünglich galt Absinth als gesundheitsfördernd. Der Schnaps besteht neben der Hauptzutat Wermut in unterschiedlichen Zusammensetzungen aus den Kräutern Anis, Fenchel, Ysop, Melisse und Minze. Als Hausmittel wurde Wermut gebraucht, um Magen-, Darm-, Leber- und Gallenbeschwerden zu behandeln. In der Antike war man sogar davon überzeugt damit Gicht und Haarausfall behandeln zu können. Als alkoholisches Getränk ist die Mischung hochprozentig und kann bei den hochwertigen Marken bis zu 74 % Alkoholanteil haben.

Legalität

Heute kann man wieder in aller Ruhe besten Absinth genießen. Früher einmal war das anders. 1900 boomte das Getränk noch, vor allem in der Künstlerszene Frankreichs. Nach dem Ersten Weltkrieg und spätestens dann 1923 war er auch in Deutschland verboten. Der Grund: In der damaligen Zusammenstellung wurde Absinth als Rauschmittel eingestuft.

Der in Wermut enthaltene Wirkstoff Thujon ist in größerer Menge ein Nervengift. In kleinen Mengen sorgte er beim Trinken von Absinth für Halluzinationen und Abhängigkeit. Er wurde dafür verantwortlich gemacht, Wahnzustände auszulösen und Selbstmorde anzuregen. Wenn man sich seine Liebhaber wie Vincent van Gogh und Charles Baudelaire anschaut, ergibt der Verdacht Sinn. Auch der Autor Oscar Wilde beschrieb die Auswirkungen des Getränks:

»Das erste Stadium ist wie normales Trinken, im zweiten fängt man an, ungeheuerliche, grausame Dinge zu sehen, aber wenn man es schafft, nicht aufzugeben, kommt man in das dritte Stadium, in dem man Dinge sieht, die man sehen möchte, wundervolle, sonderbare Dinge.«

Oscar Wilde (1854 – 1900)

Wer heute noch auf den kreativen Rausch hofft, muss vor allem auf den Placeboeffekt setzen. Um den Absinth wieder auf den Markt zu führen, wurde eine Begrenzung des enthaltenen Thujons festgelegt. 10 mg pro Liter darf das Getränk ab einem Mindestalkoholgehalt von 25 % haben. Zum Vergleich: der Absinth zu Van Gogh Zeiten hatte ungefähr 10-mal mehr. Dabei ist die Forschung heute davon überzeugt, dass viele der negativen Auswirkungen des Absinths von der damaligen schlechten Alkoholqualität kamen und nicht allein dem Thujon zugeschrieben werden konnten.

Wie trinkt man Absinth?

Ein Grund für den Kultstatus von Absinth ist eines der Rituale, die mit dem Trinken verbunden sind. Aufgrund des bitteren Geschmacks wurde der grüne Alkohol gerne mit Zucker gemischt. Dabei hat man früher Zuckerwürfel in dem Getränk eingelegt, sie angezündet und anschließend mit Wasser aufgeschüttet.

Ähnlich ist der Gebrauch von Absinth in dem Trendgetränk Feuerzangenbowle. Über einer Schale mit Rotweinbowle wird ein von einer Zange gehaltener, in Absinth getränkter Zuckerwürfel angezündet. Der karamellisierte Zucker, tropft so nach und nach in die Bowle. Das bietet nicht nur ein Spektakel, sondern auch ein leckeres Getränk. Bei beiden Trinkarten sollte man aber Vorsicht walten lassen: Durch das Verbrennen des Alkohols bleiben vor allem Bitterstoffe und Thujon zurück, die bei übermäßigem Konsum gesundheitsschädigend sein können.

Wer sich an der Antike orientieren möchte, gibt den Absinth als gesundheitsfördernden Zusatz an Wein. In der Moderne wird er dafür wegen seines komplexen Geschmacks gerne als Zutat für Cocktails genutzt.

Fazit

Halluzinogener Effekt hin oder her. Auch ohne Thujon kann man sich beim Trinken des Getränks in die Fußstapfen vergangener Künstler und ihrer wildesten Zeiten zurückversetzen. Das Feeling ist dank des Mythos um die grüne Fee und ihrer Auftritte in Kult-Filmen wie Moulin Rouge zumindest in Gedanken erhalten. Dank der Reinheitsgebote und Sicherheitsmaßnahmen kann man den Absinth Verte, wie der hochwertigste grüne Absinth heißt, also gedankenlos genießen. In Maßen, versteht sich, wie bei jedem alkoholischen Getränk.